Interview mit Philipp Jung und Patrick Bodmer von M.A.N.D.Y.

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In Dennis Gansels Vampirthriller „Wir sind die Nacht“, machen die vier tageslichtscheuen Vampirladies Lena, Charlotte, Louise und Nora mit ihrer Gier nach wilden Partys und frischem Blut die Berliner Clubs unsicher. Und dort sind sie nicht allein: Auch Philipp Jung und Patrick Bodmer, die zusammen das erfolgreiche DJ- und Produzenten-Duo M.A.N.D.Y. bilden, tummeln sich seit Jahren in der Clubszene Berlins. Doch die zwei Elektro-Gurus sind auch weit über die Grenzen der deutschen Hauptstadt hinaus bekannt und beliebt. Wir haben sie getroffen und mit ihnen über ihr nächtliches Treiben gesprochen.

Bei euren Jobs kommt ihr ja viel herum und kennt euch in der nationalen Clubszene aus wie kaum ein Anderer. Welches sind eure Favoriten auf der Liste der deutschen Elektro-Clubs?
Philipp: In Berlin natürlich das Watergate, da es unser Heimatclub ist. Wir mögen hier aber auch die kleinen, unkonventionellen Parties wie zum Beispiel die in der Wilden Renate. Davon gibt es ja in Berlin einige, vor allem im Sommer kann man sich hier so richtig austoben. Die Registratur war in München unser absoluter Lieblingsclub bis er leider dichtgemacht hat, und in Stuttgart ist das Rocker mittlerweile ein Klassiker. Köln ist schwierig, da geht es eher um den Veranstalter als um den Club. Der Muna Club im thüringischen Bad Klosterlausnitz ist noch ein heißer Tipp.

Die weiblichen Blutsauger aus dem Film stürzen sich jede Nacht in die Berliner Club-Szene, um dort rauschende Partys zu feiern. Welche Erfahrungen habt ihr in Berlins Nachtleben bisher gemacht? Unterscheidet sich Deutschlands Hauptstadt partytechnisch von anderen Städten der Republik?
Patrick: Ich glaube, dass die Blutsauger hier in Berlin auf fruchtbaren Boden treffen. Die müssen noch nicht mal zeitig aufstehen, da hier ja immer die Nacht zum Tag gemacht wird. Kann bloß sein, dass sie nach dem Genuss des Blutes einiger Nachtaktiver selber kein Auto mehr fahren dürfen, bzw. gegen Verkehrsschilder fliegen würden.

Als DJ-Gespann seid ihr ja auch international sehr erfolgreich in der Elektro-Szene unterwegs. Und das nicht erst seit gestern. Wie hat sich die Szene in den vergangenen Jahren entwickelt und welches sind die aktuellen musikalischen Trends?
Philipp: Darüber wurde ja schon viel gesprochen. Die digitale Revolution hat natürlich die gesamte Auflege-Technik verändert und auch dazu geführt, dass viele Plattenläden verschwunden sind. Aber wir bemerken auch, dass einige DJs wieder zurück wechseln auf CDs und Vinyl, da es sich einfach besser anfühlt, wenn man nicht den Laptop zwischen sich und dem Publikum hat... irgendwie direkter. Musikalisch haben sich viele Nischen mittlerweile etabliert und für eine gute Vielfalt in der Clublandschaft gesorgt.

Das britische „DJ Magazine“ wählt jedes Jahr die 100 besten Elektro-Clubs weltweit. Auch viele deutsche Clubs schaffen es regelmäßig auf die Hitlist. Wie schätzt ihr selbst die hiesige Musik- und Partyszene im internationalen Vergleich ein? Kann Deutschland da mithalten?
Patrick: Natürlich! Das steht außer Frage. Auch dass Berlin die weltweite Hauptstadt elektronischer Musik ist, bezweifeln bestimmt nur Wenige. Die Qualität der Musik und der Clubs ist sensationell und auch kleinere Veranstalter warten mit sehr besonderen und abwechslungsreichen Konzepten auf.

Der Mythos des Vampirs stammt ja bekanntermaßen aus Transsilvanien, einem Gebiet in Rumänien. Wie man hört, habt ihr auch schon in Rumänien auf Festivals gearbeitet. Was habt ihr dort für Erfahrungen gemacht? Und was hat die Wiege Draculas in Sachen elektronischer Musik zu bieten?
Philipp: Dracula und Draculine waren immer gut zu uns, haben uns immer einen warmen und enthusiastischen Empfang bereitet und sich gut um uns gekümmert. An der Schwarzmeerküste gibt es das Sunwave Festival und auch noch viele schöne Clubs in der Sommerzeit. Da gibt es keine Limits und alles ist möglich. Also ein Schlaraffenland für durstige und hungrige Nachtwesen.

Als Lena zu Beginn von „Wir sind die Nacht“ bei einem Clubbesuch von der Vampirin Louise gebissen wird, erscheint ihr diese erste Begegnung wie ein leibhaftig gewordener Albtraum. Welches war euer schlimmstes Horror-Erlebnis bei einem eurer nächtlichen Auftritte?
Patrick: Gebissen wurde ich auch schon beim Auflegen, das kommt aber eher selten vor. Von diesen Horrortouren gibt es viele. Einmal sollten wir bei einer Promotion-Veranstaltung nach den Pussycat Dolls spielen, und als wir dann angefangen haben aufzulegen, waren binnen weniger Minuten von den 1000 Leuten im Publikum nur noch drei übrig - die dann auch noch Hip Hop hören wollten... Horror!

In „Wir sind die Nacht“ machen die vier Vampirladies mit unstillbarem Vergnügen jede Nacht zum Tag. In eurem Beruf seid ihr ja auch hauptsächlich nachts unterwegs und schlaft am Tage. Kommt ihr euch da nicht selbst manchmal ein bisschen vor wie Vampire in einer Parallelwelt?
Patrick: Das kommt schon manchmal vor, vor allem wenn man 4-5 Gigs hintereinander hat und auf "Autopilot" gestellt ist. Der Körper sucht dann jede sich bietende Gelegenheit, um den fehlenden Schlaf irgendwie zu kompensieren. Im Flieger landet der Kopf dann schon mal auf der Schulter vom Sitznachbarn. Vielleicht trifft es hier eher der Terminus "Zombie" als „Vampir“.

Wenn ihr die Möglichkeit hättet, würdet ihr ewig leben wollen und für immer so weiter machen, oder seht ihr euch in ferner Zukunft doch eher am Samstagabend vor dem Kamin sitzend mit einem guten Buch in der Hand?
Philipp: Die Mischung macht es. Das Programm in dieser Intensität zu fahren verlangt viel Kraft und Ausdauer. Es macht immer noch einen höllischen Spaß, deswegen geht das nun auch schon ein paar Jährchen. Aber Kamin und Buch hört sich auch super an. Idealerweise zwei Wochen im Monat auflegen und zwei Wochen Kaminabende, das dann gerne auch für die Ewigkeit.

Wenn ihr mit der blutdurstigen Vampir-Clique ins Berliner Nachtleben eintauchen wollt, dann geht an diesem Donnerstag (28.Oktober 2010) ins Kino und lasst Euch von „Wir sind die Nacht“ in ein Großstadtabenteuer voller Leidenschaft, Lust und Spannung entführen.