Serien: Binge-Watching macht dich blöd
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Serien: Binge-Watching macht dich blöd

Bild von Moritz Döring
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Egal ob 'The Walking Dead' oder 'Game of Thrones', jeder beinharte Serienfan kennt das Problem: Das Staffelende ist schon zum Greifen nahe und man möchte endlich wissen, ob der beliebte Charakter die Handlung heil übersteht oder das Lieblingspaar zusammenfindet. Also schnell mit Snacks vor die Glotze, sich auf unbestimmte Zeit von der Außenwelt verabschieden und die Serie in einem Anlauf bis früh in den Morgen anschauen. Dieser Trend des sogenannten Binge-Watching fesselt regelmäßig die Zuschauer für Stunden an den Bildschirm. Doch während man sich pausenlos von Staffel zu Staffel hangelt, leiden nicht nur besorgte Mütter und Freunde mit.

Forscher der University of Melbourne haben festgestellt, dass der zwanghafte Konsum am Stück zu Schäden am eigenen Gedächtnis führen kann. In einer Studie sahen Teilnehmer dabei dieselbe Serie, jedoch in ganz unterschiedlichen Zeitabständen. Den Binge-Watchern gelang es nach 24 Stunden zwar die letzte Folge besser ins Gedächtnis zu rufen, doch nach 140 Tage lagen die wöchentlichen Zuschauer weit vorne. Je schneller man sich also die Handlung einverleibt, desto früher ist sie auch schon wieder aus den Gedanken entflogen.

Edgar Erdfelder, Leiter des Lehrstuhls für kognitive Psychologie der Universität Mannheim, erklärt uns, dass dies ein Teil des normalen Lernprozesses beim Menschen ist. "Je verteilter die Informationsflut dem Gehirn zugeführt, desto besser lernen wir.", so Martin Brandt, ebenfalls vom Lehrstuhl für kognitive Psychologie der Universität Mannheim. "Wenn wir 5 Stunden Zeit haben um Vokabeln zu lernen, sollten wir diese 5 Stunden auf 5 Tage verteilen, anstatt sie an einem Tag zu lernen. Langfristig bleibt damit mehr hängen." Die wöchentlichen Zuschauer müssen Gehirngymnastik betreiben, um sich wieder an den neuesten Stand der Handlung erinnern zu können. Binge-Watchern bleibt dieser "aktive Abrufeffekt" erspart, sodass ihr Gehirn weniger arbeiten muss.

Laut Edgar Erdfelder können Binge-Watcher relevante Informationen schlechter verarbeiten und fallen somit leistungsschwächer aus. Wird die ganze Nacht über Netflix geschaut, bleibt der Schlaf und seine große Rolle für die Gedächtnisleistung aus. Ist also jegliche Hoffnung für Seriengucker verloren? Nein, denn: "Unser Gedächtnis ist evolutionär so wichtig, dass es sich von ein bisschen Binge-Watching nicht kleinkriegen lässt." so Martin Brandt. Es darf also mutig weiter gebinged werden, wenn auch in vernünftigem Maße. Schließlich will man ja auch was erzählen können von dem, was man so schaut. Wie doof Binge-Watching wirklich macht seht ihr in diesem Video.

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