Red Sparrow: Interview mit Regisseur Francis Lawrence
©

Red Sparrow: Interview mit Regisseur Francis Lawrence

Bild von Christian Fischer
Veröffentlicht

Das Dream-Team Jennifer Lawrence und Regisseur Francis Lawrence ist wieder vereint und präsentiert ab dem 1. März 2018 mit "Red Sparrow" eine fesselnde und unerbittliche Geschichte um die russische Geheimagentin Dominika Egorova (Jennifer Lawrence), die mit eiserner Disziplin und verführerischer Manipulation ihre Kontrahenten in die Knie zwingt. Hier lest ihr ein Interview mit Regisseur Francis Lawrence. Den Trailer zum Film findet ihr darunter.

„Red Sparrow“ basiert auf dem Roman von Jason Matthews, einem ehemaligem CIA Mitglied. Basiert es auf seiner Erfahrung als echter Agent?
Nun, ich kenne nicht jedes Detail über Jasons Erfahrungen, aber ich kann auf jeden Fall sagen, dass er ein faszinierender Mensch ist, um ein gemeinsames Abendessen zu haben. Es stimmt, dass er und seine Frau aktive CIA Spione waren und um die Welt gereist sind. Sie verbrachten einige Zeit in Rom und eine Menge Zeit in Budapest, wo wir den Film auch gedreht haben. Die beiden haben uns die ganze Zeit verrückte Geschichten erzählt, wie sie aus fahrenden Autos gesprungen sind und wie sie in den 80er Jahren Eindringlinge gesucht haben.

Mit den wachsenden Spannungen zwischen Russland und den USA fühlt sich der Film sehr aktuell an. War das etwas woran Sie gedacht haben?
Also, es ist interessant. Als wir anfingen, an der Geschichte zu arbeiten hab ich mich sofort verliebt, weil ich mich in die Geschichte des Mädchens im Film verliebt habe. Ich verliebte mich in die Figur, ich verliebte mich in ihr Dilemma, und wie sie mit diesem Dilemma umging. Ich fühle mich zu Geschichten über isolierte, ziemlich einsame Figuren hingezogen, das ist mir auch mit dieser passiert. Thematisch und aktuell war der Kalte Krieg, als wir mit dem Projekt begannen, irrelevant für uns. Das war in den Nachrichten nicht so, wie es jetzt ist. Bei der Entwicklung des Drehbuchs und der Dreharbeiten des Filmes wurde es wieder zu einer neuen großen Sache, besonders mit der Wahl und den Vorwürfen gegenüber Trump und seinen Verbindungen zu Russland. Das hat es wieder ausgelöst. Ich würde nur sagen, dass es eine zusätzliche Ebene der Relevanz ergibt, aber es kein politischer Film ist. Es ist ein Film über eine Charakterreise.

Was haben Sie angesehen als Sie Recherche zu dem Film angefangen haben?
Ich habe viele Spionagefilme gesehen. Ich recherchiere viel und lasse mich inspirieren von Fotografien, von Filmen und von Dokumentationen über Ballett. Ich lasse mich von vielen verschiedenen Dingen beeinflussen, nicht unbedingt von bestimmten Spionagefilmen. Ich meine, ich habe wahrscheinlich 20 verschiedene Spionagefilme gesehen, von den alten Le Carré-Sachen über Tinker Tailor bis hin zu Bourne-Filmen und solchen Dingen, aber viele von ihnen haben wirklich nichts mit dieser Welt zu tun, weil es so eine andere Figur ist. Es gibt eher Elemente wie bei La Femme Nikita als Spionagefilme, denn La Femme Nikita ist eher eine persönliche Geschichte. Es geht wirklich um sie; es geht nicht um die Politik. Das Original von das Luc Besson, nicht das amerikanische. [Lacht].

Sie haben Ballet erwähnt - offensichtlich ist die Hauptfigur, Dominika, eine Ballerina. Musste Jennifer Lawrence dafür trainieren?
Ja. Sie hat drei bis vier Monate ein tägliches Training für drei oder vier Stunden absolviert. Das meiste dieser Arbeit wurde nur in Bezug auf Charakterarbeit gemacht, weil Ballerinen sich anders halten und anders laufen und all das. Sie musste den Tanz lernen, aber mit vier Monaten Training kommt man auf keinen Fall dem nahe, was eine Prima Ballerina kann. Also hatte sie ein Tanzdouble, Isabella Boylston, aber Jennifer musste trotzdem vor Publikum tanzen, damit die Szene funktioniert und wir auch einige Nahaufnahmen von ihr verwenden können, in denen sie tanzt. Aber sie hat hauptsächlich für die Form ihres Körpers und die Art, wie sie sich selbst trägt, und die Haltung und all das, trainiert.

Sie haben gesagt, dass Tanz ein Schlüssel zum Verständnis der breiteren Themen des Films war. Ist das etwas, das mit den Action-Sequenzen zusammenhängt?
Es ist ja auch eigentlich kein Actionfilm. Es ist eher ein Spannungsthriller. Es sind Planung und Verschwörung, die Intrigen und die Bewegungen, die Dominika macht, die für mich das Thema des Tanzens durch die ganze Geschichte tragen. Ein Teil davon ist, dass der Charakter die Disziplin und die Anmut einer Tänzerin hat. Und ein anderer Teil davon ist, dass die Bewegungen, die sie am Ende macht, so kompliziert und diszipliniert und anmutig sind, dass es sich letztendlich wie ein Tanz anfühlt. Man könnte sagen, dass sie auch ein Schachspieler in einer anderen Version des Films sein könnte. Das würde auch funktionieren. Da sie Balletttänzerin war, habe ich diese Idee durch den Rest des Films getragen.

Der Film handelt auch von Verführung, oder?
Ich denke, der Film wird für die Leute in dem Sinne überraschend sein, dass es viel weniger offensichtliche Verführung gibt, als man erwartet. Wenn man ein Set-Up für einen Film wie diesen baut, denkt man, dass die Figur sich sexy kleidet und hohe Absätze und roten Lippenstift trägt und dann ihre Wimpern klimpern lässt und so. Aber die Figur ist viel schlauer als das und hat im Film mit jemandem zu tun, der auch viel schlauer ist. Die Verführung ist viel komplizierter als man normalerweise erwarten würde bei einem Film dieser Art. Ein großer Teil des Films beschäftigt sich damit herauszufinden, was das Ziel will und braucht. Als ob man ein Puzzel des Menschen herausfinden muss. Und das Ziel, welches sie den halben Film über verfolgt, ist anspruchsvoller als jemand, der nur einen kleinen Flirt braucht.

Dominika versucht wirklich nur zu überleben?
Im Grunde, ja. Das ist es, was ich an dem Film wirklich liebe. Er landet nicht dort, wo sich ein Spionagefilm wiederfindet. Es hat die Art von Tinker Tailors, welche sehr politisch und dicht sind, und dann hat es die Art von Bond, Bourne, Gadget-y Action-Filmen. Dieser Film befindet sich in seiner eigenen Zone, weil es wirklich eine persönliche Charaktergeschichte ist, und die Hauptfigur wirklich versucht zu überleben. Es gibt eine Sequenz im Film, in der sie sich im Ballett fürchterlich verletzt, und sie herausfindet, dass sie absichtlich sabotiert wurde, weil ein Typ, dem sie vertraute, versuchte einer anderen Ballerina eine Hauptrolle zu verschaffen. Er landet auf ihrem Bein und bricht es ihr ziemlich schrecklich, und sehr früh im Film spürt sie ihn auf, nachdem sie erfahren hat was wirklich passiert ist, und folgt ihnen in ein Dampfbad, wo sie Sex haben, und schlägt beide mit ihrem Stock zusammen. Zeitlich, passiert das früh im Film und es ist sehr überraschend, weil man so ein verhalten nicht von der Heldin des Films üblicherweise sehen würde. Man versteht sehr schnell, dass sie in dieser schrecklichen Situation steckt und versucht zu überleben, aber auch dass sie diese gewalttätige Ader besitzt und sie das anfällig für Wut, anfällig für Gewalt und impulsives Handeln.

Ist jetzt eine gute Zeit für weibliche Helden in Hollywood?
Sicher, ich glaube momentan ist es eine großartige Zeit für Heldinnen. Aber ich tue das nicht weil ich denke, dass es jetzt eine gute Zeit ist. Ich denke, jede Zeit sollte eine gute Zeit für eine weibliche Hauptrolle sein.

Gesprächswert87%
Mit Material vonPure Online

Ähnliche Artikel