Gary Oldman Exklusiv-Interview zu Dame König As Spion

Bild von Jochen Becker
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Marcus Fliegel: Mich hat George Smiley ja ein bißchen an John Major (britischer Ex-Regierungchef) erinnert. An wem haben sie sich bei der Figur orientiert ?

Gary Oldman: Ein bisschen basiert Smiley auf dem Autoren John Le Carré ,was die Stimmfärbug angeht, die Silhouette stammt von einem Bild von Graham Greene, das Regisseur Tomas Alfedson mir geschickt hat, und die Haare sind meine kleine Hommage an Sir Michael Redgrave. Ein Charakter setzt aus vielen verschiedenen Dingen zusammen.

Marcus Fliegel: Tomas Alfredsons wurde für seinen letzten Film „Let The Right One In“ weltweit gelobt, aber er ist doch relativ neu im internationalen Film. Wie hat er sie überzeugt, dass er als Regisseur der Aufgabe gewachsen ist, besonders bei einem so britischen Film ?

Gary Oldman: Sie haben Recht, es ist eine sehr britische Sache und Tomas ist Schwede. Aber „Let The Right One In“ hat mich sehr beeindruckt. Und ich fand das Drehbuch für“Dame, König, As, Spion“ ziemlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sie versuchen mussten diese große Geschichte in einem Zwei-Stunden-Film zu erzählen. Und Tomas hatte eng mit den Autoren Bridget O`Connor und Peter Straughan („Eine Offene Rechnung“) zusammengearbeitet. Man konnte da schon seine Handschrift ein wenig erkennen. Und ich mochte ihn einfach. Ich traf ihn zum Frühstück in Los Angeles und mein Agent rief danach an und fragte wie´s war und sich sagte: „Ich vergöttere ihn, er ist fantastisch“. Und mein anfänglicher Instinkt war richtig.

Marcus Fliegel: Der Film ist eine tolle Ensemble-Leistung mit vielen erfahrenen und bekannten Schauspielern und die Atmosphäre ist atemberaubend, fast schon erstickend. Aber deckt sich das mit ihren Erinnerungen an die 70er ?

Gary Oldman: Ja wirklich. Es war seltsamer Film. Es ist ja fast ein historischer Film. Wenn man das als Schauspieler hört denkt man an Rüstungen und Umhänge, Reiten und Fechten. Es ist aber merkwürdig einen historischen Film zu drehen über eine Zeit die man selbst erlebt hat. Wenn man erstmal die Ablenkung ausgeblendet hat, dass man einem Filmset war, wenn man fokussiert war… Der Tisch, die Lampe der Stuhl, alle Gegenstände haben einen gewissen Geruch. Das war wie eine Zeitmaschine, ich kehrte zurück in eine Zeit, die ich erlebt habe. Die Ausstatterin Maria Jakovic ist brillant. Und es ist ein schöner Film…Hoyte van Hoytema („The Fighter“) war unser Kameramann.

Marcus Fliegel: Ich fand es aber überraschend, dass man die angeblich doch so bunten 70er nicht sieht. Die Agenten leben in einem geschlossenen System, es sind ziemlich traurige Gestalten.

Gary Oldman: Tomas drückte das so aus: Es ist wie feuchter Tweed-Stoff, kalter Tee und Zigaretten, eine Nikotin-Welt.

Marcus Fliegel: Welche Bedeutung hat der Film für unsere Gegenwart, abgesehen davon, dass er eine bestimmte Zeit porträtiert ?

Gary Oldman: Ich denke die Haptthemen des Films sind Loyalität und Betrug - im globalen Maßstab aber auch im persönlichen Bereich. Und es ist ein emotionaler Film über die Figuren, die am Ende völlig zerstört werden, sie sind Opfer ihrer Tätigkeit. Man muß nicht den Kalten Krieg studiert haben, um den Film zu genießen. Ich glaube es hat sich nicht viel geändert. Die Gesichter ändern sich, die Orte, die Feinde. Wir erleben Phasen der Stabilität und zwischendurch wird uns immer mal die Vernichtung angekündigt. 1973 waren es die Sowjets, heute ist es der Jihad. Wir leben immer noch in seltsamen Zeiten.

Marcus Fliegel: Nachdem ich den Film gesehen hatte, wollte ich ihn sofort nochmal sehen, denn ich hatte plötzlich den Verdacht, dass Smiley alles geplant hatte. Anfangs ist er raus aus dem Geheimdienst – am Ende ist er aber ganz obenauf. Vielleicht war er selbst der Maulwurf oder hat zumindest das Gerücht gestreut… ?

Gary Oldman: Das ist völlig in Ordnung wenn sie sie das denken, aber er ist wirklich nur für eine bestimmte Zeit dort, um aufzuräumen. Er ist wirklich ein guter Kerl.


Für seine Rolle als Smiley ist er aktuell für den Oscar nominiert. Von Starallüren aber keine Spur! FILM.TV Filmexperte Marcus Fliegel hat ihn total entspannt in Berlin zum Interview getroffen.

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