Die Story zu "Kokon"
Der Sommer 2018 ist der heißeste Sommer in Berlin seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Am Kottbusser Tor in Kreuzberg ist alles noch lauter, stinkender und klebriger als sonst. Durch diesen urbanen Mikrokosmos zwischen Schweiß, Sonnenbrand, abpellender Haut und Straßenlärm bewegt sich die 14-jährige Nora mit ihrer älteren Schwester Jule und deren bester Freundin Aylin. Nach der Schule rauchen die Mädchen Shisha, drehen Handyvideos und hängen im „Café Kotti“ rum, wo sie mit den Jungs aus Jules und Aylins Klasse kiffen und „Fingerkloppe“ spielen. Nora ist in der Clique ihrer großen Schwester zwar akzeptiert, aber niemand scheint sich wirklich für das zwei Jahre jüngere Mädchen zu interessieren. Trotzdem ist Nora immer dabei, ohne wirklich teilzunehmen. Noras einziges Hobby ist ihre Raupenzucht. Manchmal büxt eine von Noras Raupen aus und kriecht unter Jules Bett, was zum Streit zwischen den Schwestern führt. Wenn Jule und Nora zu Hause im Kühlschrank nichts Essbares finden und ihnen nachts der Magen knurrt, laufen die Schwestern im Schlafanzug über den Kotti bis zu der Kneipe, in der ihre Mutter Vivienne ihre Zeit verbringt wie in einem Wohnzimmer. Weil sich Nora beim Fingerkloppe-Spielen mit Jules Clique den Arm bricht, kann sie nicht zur bevorstehenden Klassenfahrt mit und muss stattdessen für zwei Wochen in die 10. Klasse ihrer Schwester. Nora fühlt sich unsicher zwischen den älteren Schülern, und ihre große Schwester will in der Schule nicht viel mit ihr zu tun haben. Nachmittags gehen die Mädchen ins Freibad. Als Nora mit Aylin im Wasser balgt, bemerkt sie eine sexuelle Erregung. Nora ist verwirrt von ihren Gefühlen. Und dann kommt auch noch der Tag, an dem Nora zum ersten Mal ihre Periode bekommt. Auf einmal hat Nora einen Blutfleck auf der Hose, was während des Sportunterrichtes von den anderen bemerkt und laut kommentiert wird. Darauf war sie nicht vorbereitet. Verzweifelt flüchtet Nora aufs Klo, schließt sich in einer Kabine ein und starrt hilflos auf den Blutfleck. Dann klopft es an der Tür. Dahinter steht Romy, ein Mädchen aus Jules Parallelklasse. Obwohl die Mädchen sich nicht kennen, wäscht Romy ganz selbstverständ- lich das Blut aus Noras Hose und legt sie zum Trocknen aufs Fensterbrett in die Sonne. Im Freibad sieht Nora das geheimnisvolle Mädchen wieder. Während Jule und Aylin über Romys außergewöhnliches Aussehen lästern, schaut Nora ihr sehnsuchtsvoll nach. Ihre aufkeimenden romantischen und sexuellen Empfindungen für das fremde Mädchen bereiten Nora Kopfzerbrechen. Mit ihrer Schwester kann Nora nicht über ihre Gefühle reden und auch ein Gespräch mit der Sexualkundelehrerin hinterlässt Nora ratlos. Erst bei der Präsentation einer Schularbeit zum Thema Abstraktion findet Nora Ausdruck für ihre Gefühle. Sie trägt das Gedicht „Der Falter“ von Isabel Tuengerthal vor und projiziert den riesigen Schatten eines kleinen Falters an die Wand: „Wenn der Falter glüht, ist er dann seinem Traum ganz nah oder ist ihm bang? Verflucht er seine Leidenschaft und stemmt die Flügel gegens Licht mit allerletzter Kraft?“ Romy sitzt im Publikum. Zum ersten Mal wird Nora wirklich von jemandem gesehen. Nora und Romy freunden sich an. Romys selbstverständliches und natürliches Körpergefühl färbt auf Nora ab. Die Mädchen kommen sich immer näher. Mit zwei Freunden brechen sie ins Freibad ein und springen nackt in den Pool. Später begleitet Nora Romy nach Hause. Sie vertraut Romy ihre größte Angst an: dass sich alles Schöne irgendwann als vergänglich erweisen wird. Dann küssen sich die beiden Mädchen zum ersten Mal. Als sie die Schmetterlinge, die inzwischen aus Noras Raupenzucht geschlüpft sind, am See freilassen, schlafen die Mädchen im Schilf das erste Mal miteinander. Am nächsten Tag färben sie Noras Haare und gehen zusammen auf den CSD. Nora geht das erste Mal selbstbewusst und natürlich mit sich und ihrem Körper um und genießt die Liebe zu Romy in vollen Zügen. Doch dann macht Nora auf einer Party eine Beobachtung, die ihre Gefühlswelt ins Wanken bringt.
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Hintergrund
In ihrem zweiten Film „Kokon“ erzählt Regisseurin und Drehbuchautorin Leonie Krippendorff in sinnlichen Bildern eine authentische Berliner Coming-of-AgeGeschichte über aufkeimende Gefühle, sexuelles Erwachen und die erste große Liebe. Neben Newcomerin Lena Urzendowsky begeistern Kinostar Jella Haase („Fack ju Göhte 1–3“), die bereits in Krippendorffs preisgekröntem Langfilmdebüt „Looping“ die Hauptrolle gespielt hat, und Lena Klenke („How to Sell Drugs Online (Fast)“). Ein Film über wilde Mädchen, die sich von den Körperbildern der allgegenwärtigen sozialen Netzwerke emanzipieren und erst so herausfinden, wer sie sein wollen.
Schauspieler und Rollen
Originaltitel
Kokon
Regie
Leonie Krippendorff