FUFIS #170: Interview mit einem echten Spion

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James Bond, Jason Bourne, Ethan Hunt. Diese Film-Spione kennt ihr alle, aber jetzt lernt ihr einen echten kennen. FUFIS, Film und Fernsehen in Serie. Die neue Spionage Serie “Spy City” startet exklusiv bei Magenta TV. Sie spielt im besetzten Berlin 1961. Der britische Spion Fielding Scott muss zwischen anderen Spionen und Doppelagenten des KGB, der CIA und des MI6 einen Verräter in den eigenen Reihen finden. Jack Barsky war tatsächlich KGB-Spion, also beim russischen Geheimdienst. Er lebte 1978 als Maulwurf unter falscher Identität in den USA. Was hast du deiner Familie gesagt, was du beruflich machst?

Das hab ich zweimal geändert. Am Anfang. Als ich mich von der Universität abgesetzt habe. Da hab ich ihnen allen gesagt, dass ich im Außenministerium anfangen werde und dann auch irgendwie eine diplomatische Karriere vorbereiten würde. Zwei Jahre lang. Das ist natürlich totale Spinnerei gewesen. Aber jeder hat es geglaubt. Und dann bin ich ja nach Moskau gegangen. Für zwei Jahren, noch mehr Ausbildung. Und da war ich eben bei der DDR Botschafter in Moskau als stellvertretender Attaché für Wissenschaft. Das hat man auch noch geglaubt! Aber allerdings, als meine Mutter mich mit ihrem Ehemann in Moskau besuchen wollte, da ist es uns klar geworden, dass diese Legende langfristig nicht nicht haltbar ist.

Und deshalb haben wir dann umgestellt. Und dann wurde ich wieder Wissenschaftler und man hat mich dann offiziell nach Kasachstan zur zur Weltraumforschung sozusagen beordert.Und da hab ich auch noch ein Dokument, das ist sehr offiziell, das besagt, dass der Genosse Albrecht Dittrich im Sinne der brüderlichen Zusammenarbeit und bla bla bla bla bla bla oder sonstwas angestellt wird. Und natürlich, das war sehr günstig, weil man diesen Ort nicht besuchen konnte.

Wie kam das überhaupt? Also du hast gerade schon erzählt, so ein bisschen. Du bist ein Kind der DDR. Wie wird man denn dann Agent für den KGB und spioniert auch noch in den USA? Wie läuft sowas?

Man konnte sich dann nicht melden. Wenn man ein Agent werden wollte, da wusste man nicht, wo man sich anmelden sollte.Ich bin Ihnen aufgefallen, weil ich ein ausgezeichneter Student war. Ich war Parteimitglied. Ich war aktiv in der FDJ, der Freien Deutschen Jugend. Und im dritten Studienjahr habe ich das Karl-Marx-Stipendium bekommen. Das war totale Elite da. Das war nur auf 100 Studenten beschränkt. Wenn da einer reinkommen sollte in diese Gruppe, da musste ein anderer raus. 100 in der ganzen DDR und da bin ich eben aufgefallen und da haben sie sich eines Tages vorgestellt und das war eine ganz lange gegenseitige Abtastung. Die wollten mich kennenlernen und natürlich musste ich auch Vertrauen zu denen gewinnen und die Frage stellen, ob ich tatsächlich mitmachen will. Offiziell wurde mir die nach einem halben Jahr gestellt und die Antwort war nicht leicht. Mein revolutionäres Bewusstsein und meine Abenteuerlust haben gesiegt. Ich muss eins sagen: Hätte ich eine feste Freundin in der DDR gehabt, da wäre ich da nicht eingestiegen. Aber ich hatte keine feste Verbindung. Meine Eltern waren geschieden und die Verbindung mit meiner Mutter war nicht sehr herzlich. Und so bin ich dann eben beim KGB gelandet und das war ja zur damaligen Zeit für uns auch eine große Ehre, weil ja, die Sowjetunion war ja nun eine Weltmacht und der KGB war höchstwahrscheinlich die machtvollste Organisation in der ganzen Welt.

Also man hört ja immer, dass es total schwer ist oder zumindest, dass es nicht gerne gesehen wird, wenn man als Agent aussteigt, wenn man irgendwie aufhört. Warum können wir uns jetzt so offen und frei unterhalten?

Da unterliege ich einer größeren Gefahr als du. Allerdings auf ner Skala von 1 bis 10 ist das möglicherweise 1 oder 1,5, aber aus verschiedenen Gründen. Wäre ich Russe, würde ich heute nicht mehr am Leben sein. Die nehmen das sehr ernst, wenn einer ihrer ihrer Mitbürger das Land verrät. Aber ich war eben Deutscher. Ich war ein inoffizieller Mitarbeiter, den sie auch gut bezahlt haben. Aber wie gesagt deutsch. Und dann für lange Zeit hatten die auch die Lüge geglaubt. Die, mit der ich mich abgesetzt habe. Ich habe ihnen erklärt, dass ich ja, das war 1988, dass ich mit AIDS erkrankt war und zu der Zeit, das war tatsächlich mein Todesurteil.

1988 wollten sie mich wieder zurück haben in der DDR oder Sowjetunion und ich sollte da untersucht werden sozusagen. Ich hab ihnen gesagt, ich kann nicht kommen wegen AIDS und so weiter. Und da war ganz klar was los ist, da gab's für mich keine Gründe hierzubleiben. Alles, was gut für mich war, war auf der anderen Seite der Mauer. Und so haben sie mir das geglaubt und ich bin tatsächlich zum ersten Mal in die Öffentlichkeit getreten vor vier Jahren. Ich habe mit dem FBI zusammengearbeitet, da ungefähr 13 Jahre lang. Aber ich bin erst eine öffentliche Persönlichkeit geworden, als der Spiegel mit dem Artikel rausgekommen ist. Und das ist nun schon so lange her. Und die Leute, die, die mich damals kannten, sind wahrscheinlich alle nicht mehr am Leben und die haben andere Sorgen. Wenn dann noch eins, zwei am Leben sind….

Wenn es da eine Liste gäbe, die da irgendwo versteckt ist und ich bin auf der Liste, dann bin ich da ganz unten. Ich habe aber aber einige Sachen, die werde ich eben nicht mehr machen z.B.. Ich werde nicht nicht nach Russland reisen. Ich werde auch nicht in Länder gehen wie die Türkei und so Länder, wo es sehr einfach wäre, mal einen Unfall zu arrangieren. In den USA fühle ich mich ziemlich sicher, in Deutschland auch.

Was war denn dein Beweggrund überhaupt aufzuhören oder sogar vielleicht die Seiten zu wechseln?

Ach, es war wegen meiner 18 Monate alten Tochter und ich war total in die Kleine verliebt. Das erste Mal in meinem Leben, dass ich verliebt war in jemand, der mir nicht viel zurückgeben konnte. Nur ein Lächeln. Es ist sagenhaft. Es war unwahrscheinlich stark das Gefühl. Ich kann das immer noch nachvollziehen, weil ich, weil ich ja jetzt auch noch mal eine kleine hab, die jetzt 10 Jahre alt ist. Das ist eben das ist so eine Liebe, die man nur verstehen kann als Vater. Und wenn ich da weggegangen wäre, da wusste ich, dass ihr Leben nicht ganz gut verlaufen würde. So bin ich dageblieben und habe sie erzogen und großgezogen. Und die ist jetzt 33 Jahre alt und ich bin sehr, sehr stolz auf sie.

Natürlich, wenn du dann dich entscheidest. Auf der anderen Seite der Mauer zu bleiben, dann ist die Ideologie weg und dann untersuchst so langsam: Was ist da passiert? Und dann ist die Mauer runtergekommen 1989 und da waren ja alle überrascht. Ich auch. Und da konnte man auch viel leichter nachforschen, weil das Internet jetzt verfügbar war. Und da hab ich so langsam aber sicher rausgekriegt, was für einer großen Lüge man da gedient hat.

Da ist nichts mehr übrig vom Kommunismus. Was nicht heißt, dass ich sage das alles alles in der DDR schlecht war. Wir hatten eine sehr gute Ausbildung, ganz besonders in der Wissenschaft, in wissenschaftlichen Fächern. Und ich kann mich an überhaupt nicht ein kleines bisschen Rassismus erinnern. Aber wie gesagt, das ganze System war total verrottet und davon wusste ich eben nichts, als ich dort gelebt habe.

Jack Barsky Er lebt unter seinem Decknamen jetzt nach dem Ausstieg aus dem KGB in Amerika. Wenn ihr also mal eine gute Serie sehen wollt, die Spione wirklich so zeigt, wie sie sind, dann guckt euch "Spy City" bei Magenta TV an. Jack erklärt euch in unserem Podcast auch, warum diese Serie so besonders ist und wie viele Bond-Girls er in seinem Leben wirklich getroffen hat. Startet dazu einfach unseren Podcast und hört euch das ganze Interview an. “Spy City” gibt’s ab Donnerstag, 3. Dezember und hier zeigen wir euch den Trailer.

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