Oliver Wnuk im Interview zu „Nord Nord Mord - Sievers und die Stille Nacht“

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Der Besitzer des Sylter Traditionsunternehmens "Betten-Reuter" liegt am vierten Advent tot neben seinem geöffneten Wandtresor. Seine Tochter Freya und ihrer Mutter Regina Reuter wurden von zwei Weihnachtsmännern in ihrer Villa überfallen, wobei einer von ihnen den Unternehmer erschossen hat. Die Spuren führen zunächst zur Weihnachtsmann-Agentur von Gerald Rohr. Haben seine Weihnachtsmänner die Opfer ausspioniert und sind in die Villen eingestiegen?

Die Tatwaffe lenkt den Verdacht schließlich in eine ganz andere Richtung. Ein persönlicher Fall für Hinnerk Feldmann, denn er ist mit Freya Reuter heimlich liiert, und die Tage der Wohngemeinschaft mit Ina scheinen gezählt. Auch in Carl Sievers Privatleben stehen Veränderungen an: Er plant den ersten Schritt in Richtung Zweisamkeit und hat seine ehemalige Therapeutin Tabea Krawinkel zu Heiligabend in sein Haus eingeladen. Der Weihnachtsbaum ist gekauft, und die Vorbereitungen für den Gänsebraten sind in vollem Gange. Dumm nur, dass Tabea Krawinkel ihren Anrufbeantworter, auf den er die Einladung gesprochen hat, gar nicht abgehört hat. 

„Nord Nord Mord - Sievers und die Stille Nacht“ steht ab sofort in der ZDF Mediathek zum Abruf bereit. Im TV seht ihr den Fall am 20. Dezember 2021 um 20:15 Uhr. FILM.TV konnte vorab exklusiv mit Hinnerk-Darsteller Oliver Wnuk sprechen. 

Ina Behrendsen (Julia Brendler), Carl Sievers (Peter Heinrich Brix), Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk)

Was ich in der Folge gelernt habe ist: der Weihnachtsmann scheint ein Mörder zu sein. Wie ist so dein persönliches Verhältnis zu Santa Claus generell?

So privat als ehemaliger Ministrant, aber nicht mehr in einer Kirche zugehörig? Geht so, solange Kinder noch im Haushalt sind, nehme ich das alles sehr gerne mit. Aber von Besinnlichkeit kriege ich meistens weniger mit. Es ist vorher viel Stress und dann ist es zwar doch schön. Aber nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag bin ich auch ganz froh, wenn ich dann die Weihnachts Compilation nicht mehr hören muss. 

Die Weihnachtsfolge „Nord Nord Mord - Sievers und die Stille Nacht“ ist eigentlich ein Hinnerk-Special, denn der hat eine heimliche Liebe…

Na ja, der hat sich halt verknallt. Dachte irgendwie, das wird eine Affäre mit viel Sex und nach einer Woche ist alles vorbei. Aber sie will die Langstrecke, was ihn selber überrascht, also dass jemand mit Hinnerk die Langstrecke will. Und natürlich will er seine Kollegin Ina auch ein bisschen eifersüchtig machen, weil die scharwenzeln ja jetzt schon seit über ein Jahrzehnt umeinander herum. Und Hinnerk hat ein bisschen auf Turbo gedrückt. Jetzt war ja auch klar: Wenn Ina nicht zugreift, dann muss er mal was machen.

Logisch. Und abgesehen von dieser heimlichen Liebe läuft es ansonsten auch nicht so wirklich rund auf der Insel. Denn es gibt nicht nur eine einzelne Leiche, aber es hat irgendwie keiner Zeit, sich darum zu kümmern. Wie es immer so ist: Alle im Urlaub. Da ist er auch ganz schön gefordert und ich würde sogar sagen überfordert. Siehst du das auch so?

Ja, also die die zwischenmenschlichen Geschichten wachsen ihm ja relativ schnell und gerne über den Kopf. Er ist ja ein Analytiker und Experte in seinem Fach, aber menschlich, da hapert es ja ab und an mal, wobei manchmal kommt er auch sehr souverän um die Ecke. Er ist ja jetzt auch schon Mitte vierzig, also ist er jetzt auch nicht mehr so der Kindskopf. Aber natürlich, Struggle gehört dazu, sonst bräuchten wir die Filme ja nicht mehr zu gucken.

Hinnerk muss auch aus einer Leiche ein Projektil entfernen. Hättest du sowas privat drauf - oder wo liegt so deine Ekelgrenze?

Wozu gibt es Fachpersonal? Ich ekel mich generell eigentlich nicht so schnell.

Und kannst du was sagen, was du nicht machen würdest? Ins Dschungelcamp gehen, in Kakerlaken baden?

Ins Dschungelcamp würde ich jetzt nicht wegen den Kakerlaken nicht gehen, sondern wegen dem Format als solches. Aber sonst… nee, eigentlich nicht. Wenn ich jemanden damit schützen kann oder meine Familie damit retten könnte, in irgendeiner Form, würde ich, glaube ich, alles machen.

Ihr habt die Weihnachtsfolge im Mai gedreht. Ich fand es faszinierend, dass man wirklich das Gefühl hat, man befindet sich im Dezember. Da muss doch schon die eine oder andere Knospe am Busch gewesen sein. Wie habt ihr das denn angestellt, dass es aussieht wie Dezember?

Ja, wenn wir ein Film wären mit viel Geld, dann würde man das hinterher in der Postproduktion machen oder so. Sind wir aber nicht. Deswegen war es tatsächlich eine große Herausforderung für unsere Ausstattung und die Aufnahmeleiter. Die sind auch tatsächlich täglich an die Motive gefahren und haben geguckt wie der Baumstand ist. Also das war wirklich eine Hauptaufgabe. Wir konnten auch teilweise nicht in bestimmte Richtungen drehen, weil da einfach schon alles grün am Baum war. Normalerweise frieren wir auf der Insel. Dieses Mal haben wir in den Winter Klamotten eher geschwitzt

Es spielt auch eine gebratene Weihnachtsgans mit. Was macht ihr denn mit dem Essen nach dem Dreh? 

Die Weihnachtsgans, die wir da hatten, die wollte keiner essen. Aber was passiert an sich mit Essen? Na ja, wenn es wirklich essbar ist, dann wird das tatsächlich im Team aufgeteilt. Also wenn es irgendwie Kuchen gibt oder irgendwelche anderen Dinge, dann versucht man das Zeugs natürlich nicht wegzuschmeißen. Klar, wenn es keiner will, muss es natürlich weg.

Wenn du also da im Mai dauernd Weihnachtsdeko um dich herum siehst, was macht das mit dir? Macht es überhaupt was mit dir? Also singst du dann plötzlich Weihnachtslieder? Hast du Lust auf Lebkuchen oder ist dir das alles total egal?

Also ehrlich gesagt ist es nicht mein erster Weihnachtsfilm, den ich irgendwie in irgendwelchen komischen Jahreszeiten drehe. Und ich würde jetzt gerne eine romantische Geschichte erzählen, aber es scheint mir tatsächlich egal zu sein. Es macht nicht wirklich was mit mir. Und vor allem weckt es nicht im Mai groß weihnachtliche Stimmung. Ich bin jetzt nicht ans Set gefahren und habe mir Weihnachtslieder angehört. 

Hast du eigentlich irgendein Lieblings-Weihnachtslied, das dir um diese Zeit des Jahres dann im Kopf herum schwirrt?

Elvis Presley hat ein cooles Christmas-Album gemacht. Das ist zum Beispiel der Standard der dann bei mir läuft.

Hinnerk feiert in der Folge mit seinen Kollegen Heiligabend, weil er auch sonst niemanden hat. Wie sieht bei dir privat ein typisches Weihnachtsfest aus? 

Tja, ein typisches Weihnachtsfest ist geprägt durch Familienmitglieder und noch kleineren Kindern. Und wie bei vielen anderen Millionen Familien gibt es sehr viel Essen, mit gutem Wein und immer weniger Geschenken, ehrlich gesagt. Also für die Kinder natürlich, aber ansonsten sitzen wir eher auf der Weihnachtscouch und genießen die Freude der kleinen Menschen.

Wie stehst du dieses Jahr zu Weihnachtsmärkten? Würdest du dich da hin trauen wegen der Corona Situation?

Eine schwierige Frage, weil man an jetzt schon sehr lange in einer sehr heiklen Zeit lebt und wir uns in so einer vermeintlichen Sicherheit wiegen bei 70% Impfquote. Da sind wir doch bei Zwischenmenschlichem laxer geworden als wir es vor einem Jahr noch waren. Obwohl die Zahlen jetzt so hoch sind wie noch nie und die Intensivstationen sich ja wirklich eklatant schnell gerade füllen und ich das Gefühl habe, dass das alles nicht mehr so brisant in den Köpfen der Leute drin ist. Und deswegen das Verständnis oder die Toleranz für die Schließung von Weihnachtsmärkten schwindet. Das muss jeder für sich entscheiden. Ich weiß es nicht, ich finde es schwierig. Ich finde es echt schwierig, aber da bin ich auch wahrscheinlich die falsche Person.

Ich habe da eine ganz andere Realität. Ich drehe gerade meinen neunten Pandemiefilm. Und ich bewege mich ja den ganzen Tag am Set mit meinen Schauspielkollegen zusammen ohne Maske durch die Gegend. Und da müssen wir knuddeln und wir haben körperlichen Kontakt. Ich bin ja da sehr mit meinem Beruf in der priorisierten Lage. Wir haben natürlich dauernd das Stäbchen in der Nase, so beginnt mein Alltag. Ich weiß nicht, wie viele Hunderte von Corona Tests ich mittlerweile gemacht habe. Ich werde zwei bis dreimal die Woche PCR getestet und jeden Tag schnell getestet. Seit zwei Jahren. Und habe aber trotzdem vor der Kamera ein ganz normales Leben, was wir ja auch darstellen, denn Corona existiert ja auch im Film bislang nicht. Deswegen ist es für mich so oder so ein bisschen komisch, weil ich in einer Zwitterwelt lebe.

Den Hinnerk spielst du jetzt schon 12 Jahre. Was hast du an ihm über die Jahre perfektioniert?

Der ist definitiv überhaupt gar nicht mehr wie in der ersten Folge, weil ich ja auch nicht mehr wie vor 12 Jahren bin. Wäre auch albern, wenn man immer noch versucht den Anfang 30 jährigen zu spielen. Der hat sich schon weiterentwickelt. Da arbeitest du natürlich als Schauspieler mit der Regie zusammen, aber du hast natürlich schon wahnsinnig viel Einfluss: Wie du den reagieren lässt und wie groß du die Komik machst. Und es ist auch ein bisschen von Film zu Film unterschiedlich. Und das finde ich auch ganz schön, dass man mal Filme macht, wo man sagt: Okay, jetzt hauen wir mal ein bisschen mehr auf die Kacke. Und dann gibt es aber auch Momente, wie zum Beispiel in dem Film jetzt zu Weihnachten in der die Komik, wie ich finde, ganz fein dosiert ist. Und das ist eher so meins. Ich finde, dass die Komik, die sich hier zeigt, mir am meisten gefällt, weil diese ein bisschen sich im Hintergrund aufhält. Die Komik ist klein, das sind kleine Kommentare, das sind mimische Kommentare. Und das gefällt mir ganz gut. 

Kannst du uns vielleicht kurz erklären, warum ihr manchmal drei Folgen pro Jahr macht, manchmal zwei? 2019 wurde nur eine gezeigt. Wovon hängt das ab? 

Also es kommt vielleicht eine raus pro Jahr, aber wir machen mehr. Seit 2015 drehen wir zwei im Jahr. Wie die ausgestrahlt werden ist ja immer was anderes. Jetzt haben wir dann letztes Jahr 3 gemacht. Nächstes Jahr machen wir drei. Dieses Jahr haben wir einfach vier gemacht, weil das Weihnachtsspecial dazu kam. Ich glaube, wir sind zurzeit die erfolgreichste Sendung des ZDF und dass der Sender dann da Lust hat, mehr zu produzieren, liegt auf der Hand.

Das heißt, Hinnerk nimmt ja auch immer mehr Platz in deinem Leben ein. Findest du das gut oder bremst er sich bei anderen Projekten?

Gut und schlecht natürlich. So ist die Realität. Wenn du natürlich drei oder vier Filme von dem einen machst ist weniger Platz für was anderes da. Das liegt in der Natur der Sache. Andererseits bin ich dankbar, überhaupt so kontinuierlich und erfolgreich arbeiten zu dürfen. Ich habe dieses Jahr zwei Drehbücher geschrieben, eines verfilmt, zwei Kinderbücher herausgebracht und mehrere Hörbücher eingesprochen. Das passt alles noch und das wechselt sich ab mit den wunderschönen Aufenthalten auf Sylt. 

Das gerade schon gesagt Du schreibst auch selber Drehbücher. Wenn du jetzt entscheiden könntest, als der Verantwortliche für die Serie, wann würden sich Hinnerk und Ina kriegen?

Wenn es nach mir persönlich ging, schon längst! Ich hätte schon längst die beiden zusammengebracht und ich hätte schon längst die die Probleme gezeigt, die dadurch entstanden wären. Das stelle ich mir ganz großartig vor. Wenn Hinnerk und Ina zusammen sind, dann bedeutet das Kompetenzprobleme im Präsidium. Und jede Menge Beziehungssachen. Das wäre halt mein Film, weil ich mich eher interessiere für zwischenmenschliche Geschichten. Und was passiert danach zwischen den beiden? Die Dramaturgie jedenfalls interessiert mich persönlich eher nicht so, ich bin mehr so dieses: “Was ist die Komik und was ist das Berührende daran?”.

Ja, mal gucken wie lange. Irgendwann müssen sie sich ja kriegen. Ich befürchte in der letzten Folge, das wäre dann natürlich schade.

Wahrscheinlich wird es so sein. Kurz bevor der 7,5 Tonner dann den Hinnerk überfährt…

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