Edison - Ein Leben voller Licht: Filmkritik
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Edison - Ein Leben voller Licht: Filmkritik

Bild von Nils Zehnder
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Schon vor einigen Jahren sollte „Edison – Ein Leben voller Licht“ in den amerikanischen Kinosälen anlaufen. Dem im Wege stand allerdings der, die #MeToo-Bewegung auslösende, Weinstein-Skandal. Nach diversen inhaltlichen wie auch distributiven Veränderungen, findet der Film nun seinen Weg in die Lichtspielhäuser der Welt.

Eigentlich, so war es angedacht, sollte der Film durch The Weinstein Company vertrieben werden. Doch durch den Ende 2017 aufflammenden Skandal rund um den ehemaligen Filmschaffenden Harvey Weinstein, haben sich die Bedingungen stark verändert. Der vorab als potenzieller Oscar-Kandidat gehandelte Film brauchte für den möglichen Erfolg neue Vertriebswege. Die Zeit dieser Umstrukturierung hat man seitens der Produktion ausgenutzt und den Film umfassend verändert. Neben einer Kürzung um rund zehn Minuten wurden auch neue Szenen gedreht, sowie ein neuer Soundtrack komponiert.

Die Geschichte von Edison – Ein Leben voller Licht widmet sich jedoch, anders als der deutsche Titel vermuten ließe, nicht dem gesamten Leben von Thomas Alva Edison. Tatsächlich befasst man sich alleinig mit dem Wettrennen zwischen Edison und Westinghouse – Dem Kampf zwischen Gleichstrom und Wechselstrom. Deutlicher wird dabei der Originaltitel "The Current War" (zu Deutsch: Der Krieg um den Strom).

Es werde Licht

Zu Beginn schreiben wir das Jahr 1880. Thomas Edison (Benedict Cumberbatch) ist es nach jahrelanger Forschung gelungen, eine Glühbirne zu erfinden. Für Edison heißt es jetzt schleunigst zu expandieren und die ersten Städte mit seiner Kreation auszustatten. Doch anderorts baut sich bereits durch George Westinghouse (Michael Shannon) eine Rivalität auf. Anstatt des von Edison verwendeten Gleichstroms, tüftelt Westinghouse mit Wechselstrom – einer deutlich kostengünstigeren, wenn auch tödlichen Variante. Dieses Wettrennen, gespickt mit gegenseitigen Erschwerungen, mündet in der großen Weltausstellung von Chicago im Jahre 1893.

Verkannte Fakten

Ein großes Problem beim Erzählen der Geschichte Edisons ist neben der zeitlichen Einschränkung auch die Verzerrung der Realität. Den großen Erfinder Nikola Tesla degradiert man in der Geschichte zur schlichten Nebenfigur und konzentriert sich alleinig auf die Rivalität von Gleich- und Wechselstrom. Die Perspektive ist dabei nicht die Hauptproblematik. Denn historisch belegte Fakten werden hier simpel ignoriert – gar verändert. So stellt man Tesla als Mitarbeiter Edisons dar, doch war er bei vielen Erfindungen der kreative Kopf, dessen Ideen jedoch gestohlen wurden.

Edison charakterisiert man indes als selbstlosen Erfindergeist, der versucht mit seiner Vision erfolgreich zu sein – eine Darstellung die mehr doch zu Tesla gepasst hätte. In diesen Tönen ist zwar über Tesla zu lesen, doch Edison wird als profitinteressierter, gerissener Geschäftsmann beschrieben. Davon ist im Film nichts zu merken. Regisseur Alfonso Gomez-Rejon inszeniert einen, zum Allgemeinwohl hin, schaffenden Erfinder.

Durch diese fehlerbehaftete Darstellung kann der Film zu seinem Hauptzweck – der historischen Einordnung kaum taugen. Denn ohne das nötige historische Wissen, bekommt man hier ein fälschliches Bild geboten.

Cumberbatch in typischem Rollenkorsett

Ärgerlich ist diese vertane Einordnung vor allem im Hinblick auf den Cast, bei dem es kaum verwunderlich war, dass man den Film als potenziellen Academy Award Film plante. Benedict Cumberbatch schlüpft dabei in sein nahezu typisches Rollenkorsett. Das missverstandene, teils exzentrische Genie. Diese Rollenbilder kennen wir aus Sherlock oder dem vergleichbaren Film The Imitation Game über den Mathematiker Alan Turing. Dessen Geschichte um die Entschlüsselung des Enigma-Codes entspricht dem, was der Erwartungshaltung gegenüber Edison entspräche. Der weitere Cast um Cumberbatch kann auch überzeugen. Etwa Tom Holland, den man sonst als aufgedrehten Spider-Man kennt, geht in der Rolle des ruhig anmutigen Weggefährten und Mitarbeiters Edisons auf.

Fazit

Edison – Ein Leben voller Licht kann leider selbst in der nachgebesserten Version nicht überzeugen. Zu historisch verzerrt und eingeengt ist die Perspektive, die man auf Thomas Alva Edison gibt. Die Bilder der einst aufglühenden Revolution der Elektrizität hinterlassen zwar Eindruck, doch können sie über die schwache Hintergrundgeschichte nicht hinweg führen. Gerade für historisch unbelesene Zuschauende wirken die gezeigten Bilder betörend, doch liefert eine wirkliche Auseinandersetzung andere Blickwinkel. Trotz der Kürzung wirken die rund 100 Minuten zu langatmig. Der Autorenschaft selbst war die Geschichte allem Anschein nach auch zu wenig unterhaltsam. So erfand man kurzerhand eine Kernszene des Schlusses, einen Dialog zwischen Edison und Westinghouse - den es so nie gab. Damit bleibt mit Edison leider die erhoffte Erleuchtung aus.

Edison - Ein Leben voller Licht läuft ab dem 23. Juli 2020 in den deutschen Kinos. Im Player haben wir für euch den Trailer zum Film.

Gesprächswert40%

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