„Old“ wird als dramatischer Horrorfilm beworben. Herausgekommen ist dabei allerdings ein ganz anderer Film.
Sommer, Sonne und ein privater Strand. Was eigentlich nach einem perfekten Familienurlaub klingt, wird für die Familie von Guy (Gael Garcia Bernal) schnell zum Albtraum. Seine Frau hat einen Tumor und auch die Ehe liegt seit Längerem in den Brüchen. Der ruhige Urlaub mit den beiden Kindern Trent (Nolan River) und Maddox (Alexa Swinton) soll dabei eigentlich die Wogen glätten.
Als am Strand jedoch eine Leiche angespült wird, droht der perfekt wirkende Urlaub immer weiter ins Albtraumhafte abzudriften. Denn wie die beiden Eltern feststellen müssen, scheinen ihre Kinder blitzartig zu altern. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, sind auch die Erwachsenen davon betroffen.
Schon mit seinen bisherigen Filmen sorgte Regisseur M. Night Shyamalan für Kontroversen. Für die einen ist er ein verkanntes Genie, dessen Filme nicht verstanden werden, für die anderen ein One-Hit-Wonder. Mit Filmen wie „The Sixth Sense“ konnte sich Shyamalan zwar viel Vertrauen aufbauen, demolierte sein Image in den Folgejahren jedoch durch Filme wie „Glass“, „After Earth“ und Co.
Pseudo-Dramatik
Eines der größten Probleme des Films findet sich bereits im Trailer wieder. Beim Schauen hat man häufig das Gefühl, als würde man nur eine Extended Version dieses Trailers schauen. Shyamalan spielt viel mit dem vermeintlich Ungewissen. Die Kamerafahrten sind langsam, nah an den Emotionen der Akteure und versuchen Spannung auf die kommende Handlung aufzubauen. Das hätte auch funktionieren können, hätte man nicht jeden Twist bereits im Trailer oder dem Filmtitel vorweggenommen. Denn dass die Menschen in „Old“ altern, ist selbst für uninformierte Zuschauer keine Überraschung. Dennoch inszeniert man die altersbedingten Veränderungen mit einer überzogenen Dramatik.
Die grundsätzliche Idee hinter „Old“ ist durchaus spannend und basiert auf dem Buch „Sandcastle“ von Frederik Peeters und Pierre Oscar Lévy. Darin geht es um die Angst vor Vergänglichkeit und schlecht genutzter Zeit. Diese auf einen so kurzen Zeitraum zu kanalisieren, kann durchaus packend sein. Vor allem dann, wenn man sich mit den Charakteren identifizieren kann – doch gerade hier findet sich das zweite Problem von „Old“.
Auch wenn der Cast durchaus starke Gesichter wie Thomasin McKenzie („Last Night In Soho“) und Alex Wolff („Pig“) innehat, gibt man ihnen leider nicht die Chance, ihre Stärken auszuspielen. Stattdessen verliert man sich in hölzernen Dialogen. Auch abseits dieser Dialoge bewegen sich die Charaktere nur innerhalb von engen Klischees. Das Model macht nur Bilder und achtet auf ihr Äußeres und das Mathe-Genie kann sich natürlich nur in Statistiken ausdrücken.
Fazit
Auch wenn die Grundprämise von „Old“ viel Potenzial hat, scheitert der Film doch an einer zu plumpen Umsetzung. Vor allem der versprochene Gruselfaktor fehlt quasi komplett. Teils sind die Alterungen und Logiklücken schon so absurd, dass man sich am Film eher belustigt. Wer die Erwartungen zumindest stark senkt, kann darüber hinaus dennoch unterhalten werden – wenn auch mit einer ordentlichen Portion Trash-Faktor.
„Old" ist seit dem 09. Dezember 2021 auf DVD und Blu-ray verfügbar.